Donnerstag, 24. Februar 2011

Deutsch - Nicaraguanische Brieffreundschaft

Vor einiger Zeit haben die Kinder der 3B der Escuela Wuppertal, Briefe an die Kinder einer Schulklasse in Deutschland geschrieben, welche wohl  gerade beantwortet werden. 
Beispielhaft habe ich hier mal drei herausgesucht. Alle Namen sind geändert.


Verehrter Freund Florian Müller

Ich hoffe es geht dir gut und du kannst bei deiner Familie sein.
Ich wünsche mir, dass du mein Freund wirst. Ich würde gerne deine Schule kennen lernen und auch deine Freunde und deine ganze Familie.
Meine Familie ist sehr groß. Ich wohne zusammen mit meinen Tanten, meinen Cousins, meiner Mama und meinen Brüdern. Mein Papa arbeitet in einem anderen Land, das Costa Rica heißt, um unsere Familie versorgen zu können, denn in unserem Land gibt es wenig Arbeit.
Mein Land ist sehr schön. Es gibt viele Bäume und Städte. Ich fände es schön, wenn du es eines Tages kennen lernen könntest.
Hochachtungsvoll, dein an dich denkender Freund.
Gerald Josué Morales L.


Hallo Tom Schmitz , wie geht’s?

Mein größter Wunsch ist, dass es dir gut geht und du bei deiner Familie sein kannst.
Ich hoffe, dass du ein guter Junge bist und dass du dich in der Schule und zu Hause gut benimmst.
Ich verhalte mich gegenüber meiner Lehrerin sehr gut und lerne viel für die Schule und zu Hause benehme ich mich auch sehr sehr gut.
Ich will dir erzählen, dass ich dieses Jahr einen schlimmen Unfall hatte.
Als ich von der Schule nach Hause lief, wurde ich von einem Auto angefahren und war für einige Stunden bewusstlos und musste ins Krankenhaus. Aber ich hatte nichts schlimmes und jetzt passe ich immer gut mit Fahrzeugen auf.
Alle meine Lehrerinnen und Klassenkameraden haben mich besucht und mir kleine Geschenke gebracht.

Auf Wiedersehen geliebter Freund,
bis bald!
Maria Jesús Aráuz L.


Geschätzte Freundin Marie Kandt

Ich hoffe, dass es dir und deiner Familie gut geht und ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Gott euch für immer beschützt.
Meine Mama arbeitet auf einer Kaffeeplantage, in der Nähe der Stadt.
Wir sind drei Brüder zu Hause und ich habe noch eine kleine Schwester.
Ich wohne in Matagalpa, im Stadtviertel Rodolfo Lopez, gegenüber von der Bar La Plancha, da wo die Busse nach Managua aus der Stadt raus fahren.
Dass Gott dich beschützt und begleitet, wo immer du auch bist oder hingehst.
Gott liebt uns.
Auf Wiedersehen,
Maynor Bladimir Contento Flores

Freitag, 18. Februar 2011

Es spukt in Matagalpa

Heute wurde ich in der Schule von einer Lehrerin gefragt, ob es in Deutschland Hexen gebe.
Ich musste einmal nachfragen, da ich annahm mich verhört zu haben.
Hexen, dass sind böse Leute, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben.“
Nein,“ habe ich da nur erwidert, „Hexen gibt es in Deutschland nicht.“
Da senkte die Lehrerin ihre Stimme und sagte geheimnisvoll „Hier schon, Marencita. Sie sagen, dass da draußen, kurz vor Matagalpa Leute wohnen, die sich nachts in Affen verwandeln, in große Affen.“
Ach tatsächlich?“, antwortete ich und versuchte dabei so ernst wie möglich zu klingen.
Sie schien jedoch meine Zweifel bemerkt zu haben und sagte „Doch Marencita linda, es stimmt wirklich. Darüber haben sie neulich etwas im Fernsehen gezeigt.“
Wie gruselig.“, erwiderte ich und fing schnell an über das Wetter zu reden; darüber spricht man hier auch sehr gerne.

Donnerstag, 10. Februar 2011

Sport ist Mord

Das tägliche Tortilla, Reis und Bohnen essen, an was ich mich schon ganz gut gewöhnt habe, erfordert allerdings auch, dass man sich an einen regelmäßigen Besuch im Fitnessstudio gewöhnen sollte.
Als ich einer Freundin also mitteile, dass ich mich gerne körperlich betätigen würde und wissen wolle, ob sie nicht Lust hätte mit zu kommen, sieht sie mich ein wenig schief von der Seite an und fragt nur „Was willst du denn da?
Was macht man wohl in einem Fitnessstudio.....
Hier erklärt sie mir, gehen nur die Männer ins Fitnessstudio, um ihre Muskeln zu hegen und zu pflegen, bis sie aussehen, als wären sie mit Luft aufgeblasene Gummipuppen, die in zu kleine Hemden gezwängt worden.
Aber genau ein Fitnessstudio gibt es in Matagalpa, in dem durchaus auch ab und zu ein vereinsamtes Rudel von Frauen anzutreffen sei.
Wir machen uns also auf, bezahlen jeder umgerechnet 25 Cent für die Stunde und werden als erstes gefragt wie viel wir denn abnehmen wollen.
Wir kämen der Kondition wegen, versuchen wir zu erklären. Ein langsames „Ahhhh.“, erhalten wir als Antwort.
Das „Fitnessstudio“, stelle man sich am Besten als große Lagerhalle (und früher wurde dort auch wirklich Kaffee gelagert) vor, die durch ein fragiles Wellblechdach geschützt ist. Von den Wänden bröckelt der Putz, aber sie sind ohnehin behangen mit Postern, auf denen in großen Buchstaben Bibeltextstellen gedruckt sind oder verschiedene Teile des menschlichen Körpers abgebildet sind.
Christliche Musik, aus rauschenden Lautsprechern begleitet die Männer im Takt, die angestrengt und sehr ernst versuchen, verschiedene Gewichte von einer in eine andere Position zu verlagern, um die gleiche Aktion darauf hin mehrmals zu wiederholen.
Ich wage mich ein bisschen vor in der Halle, erschrecke jedoch, als ich kurz vor einem großen Loch stehe, welches sich tief in den Betonboden gräbt. Es sieht aus als würden hier archeologische Ausgrabungen statt finden und bei genaueren Umsehen entdecke ich weitere Löcher, die vereinzelt zwischen verschiedenen „Sportgeräten“ liegen. „Vorsicht.“, sagt der Fitnesstyp da nur.
Die Sportgeräte, erinnern an fragwürdige Eisenkonstruktionen, die so gerade den Zweiten Weltkrieg überlebt haben könnten. Bei der einen Hälfte der Geräte, frage ich mich wo zu oder besser gesagt wie zum Teufel man sie wohl gebrauchen könnte, bei den restlichen frage ich mich, wie man Geräte in diesem Zustand zum praktizieren von Sport überhaupt noch anbieten kann.
Schnell werden wir eingewiesen und ich bin überrascht, über diese Kreativität und die Improvisation, mit der die Nicas ihre Übungen angehen.
Man schickt uns von einem Gerät zum nächsten und ich habe schnell mein Lieblingsgerät gefunden.
Dabei stellt man sich auf eine Art Drehscheibe, hält sich vorne an einem befestigten Griff fest und dreht sich, mit den Füßen hin und her.
Das man so etwas Sport nennen kann, wusste ich bis jetzt auch noch nicht.
Ich erschrcke ein wenig, als ich einen Mann in Flip-Flops sehe, der scheinbar wirklich schwere Gewichte stämmt, aber um seine Füße weniger besorgt ist.


Dienstag, 1. Februar 2011

"Dos por uno, dos por uno! Que barato, que barato"

Ich sitze im Café Barista und schlürfe an meinem eiskalten Moca Frappé, eine der weltbesten Erfindungen, als plötzlich in Begleitung von lauter Musik und wildem Getöse, ein Elefant draußen auf der Straße vorbei zieht.
Ich muss zwei Mal hingucken. Zwar war mir bis zum jetzigen Zeitpunkt schon klar, dass sowohl Flora als auch die Fauna Nicaraguas weit aus diverser ist als in Deutschland, von großen Elefanten, noch dazu auf der Hauptstraße, der „Calle Central“, hatte ich allerdings noch nicht gehört.
Erst bei genauem Hinschauen, bemerke ich, dass der Elefant auf einem großen Lastwagen steht, der durch die Straße rollt und einen verkleideten Tarzan auf seinem Kopf sitzen hat.
Die Musik erinnert an Kirmes, im Wagen hinter dem Elefanten befinden sich Kamele, Esel und Ponys, zwei Clowns rufen wild gestikulierend zu den Kindern herunter, die aufgeregt die Karawane begleiten und mit rennen.
Der Zirkus ist da! Er stationiert für einige Tage in Matagalpa und kündigt seine Vorführungen jeden morgen (leider sehr früh) per Lautsprecher in den kleinen Straßen Matagalpas an.
In diesen Tagen werde ich stets durch ein schiefes „Wie billig, wie billig. Zwei Karten für den Preis von einer. Nur noch heute Abend, um sieben Uhr. Vamonos! Wie billig, wie billig!!!“ geweckt und verzichte darauf meinen Wecker wie gewöhnlich zu stellen.
Zu dem Zirkus gehe ich allerdings nicht, obwohl die pink angemalten, dunkelhäutigen Clowns, mit ihren stupiden Witzen schon recht interessant wirken.
Ein Freund erzählt mir, dass in dieser Zeit die Straßenkinder versuchen, die vielen Straßenhunde, die es in Matagalpa gibt, zu fangen und für ein paar Cent an den Zirkus verkaufen.
Dort werden sie lebendig an die Tiger verfüttert. Jeden Morgen um zehn, könne man diesem spektakulären Ereignis beiwohnen; was bei den Nicas wohl auf großes Interesse stoße.