7.08 Ich mache mich auf. Laufe zur „calle central“ herauf und rufe mir ein Taxi. „Hasta la escuela Wuppertal, por favor.“ Der Taxifahrer nickt und kutschiert mich durch die Straßen Matagalpas. Es ist viel Verkehr, die Straßen sind fast alle kaputt und er fährt sehr schnell. Menschen, Motorräder, Busse, Tiere, Obstverkäufer, Fahrräder tummeln sich auf den engen Straßen. Das ein oder andere Mal denke ich, dass wir einen Unfall bauen und zucke innerlich zusammen. Der Taxifahrer scheint aber an den Verkehr auf den engen Straßen gewöhnt zu sein und alles läuft gut.
Wir biegen in die Straße ein in der meine Schule liegt. Die Escuela Pública Wuppertal, ist eine sehr kleine Schule, außerhalb von Matagalpa, in einem armen Viertel gelegen.
Etwas nervös betrete ich durch das große Eisentor die Schule und werde sofort von der Direktorin herzlichst begrüßt. Sie küsst mich, umarmt mich und nennt mich mi corazón.
Ich sage, dass ich mich sehr freue hier zu sein und wir gehen in ihr Büro, der einzige Raum der Schule, neben den paar Klassenzimmern. Das Büro ist klein und voll gestopft mit Dingen. Es gibt einen Schreibtisch, Regale und einen Computer. Ich setze mich auf einen der Plastikstühle. Immer wieder kommen Lehrerinnen herein oder Kinder. Ich stelle mich immer wieder vor. Sie sind sehr nett, begrüßen mich herzlich, reden viel und schnell. Ich verstehe sie ein bisschen, aber selber reden fällt mir schwer. Das merkt auch die Direktorin und wir beschließen, dass es wohl besser ist, wenn ich mich in den ersten Wochen auf den Sprachkurs zu konzentriere, bevor ich anfange Sport und Englisch zu unterrichten.
Dann werde ich durch die Schule geführt. Die Klassenzimmer sind klein, alles ist sehr dunkel, es gibt keine Fenster, nur Gitterstäbe und man hört den Lärm jeder einzelnen Klasse.
Wir gehen in die erste Klasse, die Kinder stehen auf und begrüßen uns im Chor. Dann werde ich vorgestellt. Ich bin die neue profe, profe Maren. Mit der Aussprache meines Namens haben sie Schwierigkeiten.
„Maren ist nicht aus Nicaragua, ratet mal wo sie herkommt.“ fragt die Direktorin in die Klasse herein. „ Aus China“, schreit der Erste. „Nein, sie ist aus Korea“ vermutet ein Anderer, „aus Managua“, „aus den USA“ , sind weiter Vermutungen der Kinder. „Sie kommt aus Deutschland,“ erklärt die Direktorin „sie ist bei uns für ein Jahr und sie ist unsere Freundin“.
Dann singen alle Kinder im Chor, dass sie mich willkommen heißen, bei ihnen in der Schule und in Nicaragua. Ich bin ein wenig überwältigt, bedanke mich tausendmal und klatsche einfach mal mit. Dann fragt die Direktorin weiter. „Wie glaubt ihr ist sie den weiten weiten weg zu uns gekommen?“ Nach einem Moment der Stille sagt ein sehr kleiner Junge leise „Vielleicht mit einem Flugzeug?“ „Genau“ ruft die Direktorin. „ Und findet ihr, dass profe Maren schön ist?“ fragt die Direktorin weiter. „Ja“ rufen die kleinen Kinder im Chor. „Was ist an ihr schön ?“ Ist die nächste Frage der Direktorin. Die Kinder gucken mich erst ein wenig ratlos und dann gründlich von oben bis unten an. Ein Mädchen sagt „Ihr T-shirt!“ „Ja, ihr T-shirt und was noch…?“ „Die Augen.“, ruft ein Anderer. „Und was ist sie?“ „Unsere Freundin“ rufen die Kinder zusamen. Dann springen sie weiter herum und rufen goodbye oder good night.
Die Direktorin schiebt mich weiter und wir gehen in die andern Klassen. Als wir mit allen durch sind setzten wir uns wieder in ihr Büro. Dort hängt ein großes Poster, sehr bunt, vor allem pink. Ob ich den Mann darauf kenne, fragt sie mich. Ich sage, schüchtern „Daniel Ortega, oder?“ Und sie schaut mich zufrieden an. Dann soll ich ihren Computer bewundern, auf den scheint die Direktorin sehr stolz zu sein. Sie zeigt mir Fotos und fragt mich wie man die Bilder größer machen kann, so dass sie den Bildschirm ausfüllen. Ich klicke auf das Bild, es erscheint über den Bildschirm und sie guckt mich glücklich an. Und jetzt wieder zurück, auch das klappt und das Foto wird kleiner. Dann zeigt sie mir, dass ihr Drucker nicht funktioniert. Warum fragt sie mich. Ich schraube ein bisschen an dem Gerät herum, gucke auf die Einstellungen. Alles auf Spanisch, ich verstehe fast nichts. Ich sage ihr, dass ich nicht weiß warum er nicht funktioniert und sie guckt ich ein wenig enttäuscht an. Gerne würde ich ihr helfen, aber mit Computern kenne ich mich nicht wirklich gut aus.
Wir reden noch ein wenig beziehungsweise sie redet und ich nicke ab und zu. Dann kommt ihre Tochter. Sie ist ein bisschen älter als ich und studiert in Matagalpa. Sie ist sehr nett und sagt, dass sie mir gerne Matagalpa zeigen würde. Ich verabschiede mich also von der Direktorin und hoffe, dass ich in ein paar Wochen schon mehr verstehen und vor allem Sprechen kann.
Dann zeigt mir die Tochter der Direktorin meinen Schulweg nach Hause. Sie ist sehr nett und gemeinsam schlendern wir durch die Straßen Matagalpas. Wir gucken uns ein paar Kirchen an, essen Eis und schauen beim Fußballspiel zu. Es macht Spaß sich mit ihr zu unterhalten, auch wenn meine Sätze sehr gebrochen sind und wahrscheinlich nur wenig Sinn machen. Aber ich bin froh erste nicaraguanische Kontakte knüpfen zu können.
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