Die Bakterien, die hier in Nicaragua so herumlungern und gerne hilflose Touristen oder auch hilflose Freiwillige anfallen, sind andere als die, die in Deutschland ihr Unwesen treiben. Und deswegen müssen wir Europäer uns erst einmal an diese hartnäckigen Biester gewöhnen, dass versucht mein Magen zu mindestens nun schon eine ganze Weile.
Als ich meiner Sprachlehrerin und gleichzeitig auch Freundin davon berichte, erzählt sie mir, dass sie da jemanden kennen würde, der sich mit „so etwas“ auskennt. Grundsätzlich kennt man in Nicaragua für jedes „Problem“ immer jemanden, der jemanden kennt, der jemanden anderen wieder herum kennt, der vielleicht die Lösung dafür haben könnte.
Hierbei handele es sich um eine Frau, zu der auch sie immer gehen würde, wenn es ihr nicht gut geht. Denn auch die Nicas selber, bleiben von den zahlreichen Bakterien hier, nicht verschont.
Ehe ich mich versehe, schleppt sie mich also durch die halbe Stadt, bis wir vor einem sehr sehr kleinen grünen Häuschen stehen. Meine Freundin verabschiedet sich auf einmal von mir, denn sie hat noch sooo viel zu tun und so betrete ich etwas schüchtern und alleine die kleine Hütte, die am Hang eines sehr steilen Berges liegt. Große Regale, vollgestopft mit Kerzen und Kräutern lassen das winzige Zimmer aussehen, als würde es gleich platzen. Plötzlich steht eine kleine Frau vor mir, sie sieht europäisch aus und spricht mit spanischem Akzent.
Ich fange also an ihr meine Beschwerden zu erklären, zu mindestens versuche ich es, ihr Blick durchlöchert mich dabei förmlich und ich werde mir mit jeder Sekunde selber unsicherer, was ich denn nun eigentlich habe. Schließlich guckt sie mich ein wenig ratlos an und bittet mich durch, in ein noch viel winzigeres Hinterzimmer, in dem nur eine Liege steht. Auf die soll ich mich drauf setzen. Meine Tasche muss in einen anderen Raum, auch meine Armbänder und Ohrringe. Dann nimmt sie meine Hand und legt sie auf verschiedene beschriebene Papierblätter. Immer wenn sie meine Hand herunterdrückt schaut sie mich an, aber wie! Es fühlt sich ein wenig beängstigend an und ich würde gerne drauf los kichern, aber das traue ich mich nicht.
Ich weiß nicht was du hast, aber es sind keine Parasiten, sagt sie mir schließlich. Und ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder weiterhin ein wenig beunruhigt sein soll. Dann verschwindet sie bei den Regalen und kommt mit einem Arm voll, verschiedenster Kräutertütchen wieder zurück. Eine zweite, noch kleinere Frau taucht auf und hält mir eine Art Metall-Stab an die Schulter. Die beiden Frauen reiben sich gegenseitig an den Händen und legen mir die Kräuter in die Hand, dass machen sie eine ganze Weile so. Immer wieder seufzt die Spanierin und schüttelt mit dem Kopf.
Dann ist sie wieder weg, kehrt schnell mit neuen Kräutern zurück und die ganze Prozedur wird wiederholt. Sie mischt zwei verschiedene Kräuter und scheint nun endlich zufrieden zu sein.
Ja, das sind die richtigen für dich, sagt sie und ich muss an die Szene in Harry Potter denken, in der Harry seinen Zauberstab kauft. Die Läden teilen jedenfalls einiges an Ähnlichkeiten, sehr urig.
Von diesen Kräutern, die ich übrigens noch nie gesehen habe und überhaupt nicht weiß, was sie sein könnten, soll ich mir täglich einen Liter Tee kochen, dann soll es meinem Magen schnell besser gehen. Ich bedanke mich und bin froh, als ich den Laden verlassen kann und mir wieder Tageslicht ins Gesicht scheint. Jetzt trinke ich also jeden Tag diesen Tee und warte auf seine Zauberwirkung.
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