Freitag, 27. August 2010

Busfahren in Nicaragua

Wenn man in Nicaragua mit dem Bus fährt, dann ist das immer ein Erlebnis. Die Infrastruktur in Nicaragua besteht aus Bussen und Taxis, andere Verkehrsmittel gibt es nicht wirklich. Bei den Bussen, die hier fahren, handelt es sich um die alten amerikanischen Schulbusse, die vor Jahren in den USA Kinder zur Schule brachten. Jetzt fahren diese Busse hier. Viele von ihnen sind bunt angemalt, wie die meisten Dinge hier. Von innen sind sie meistens mit bunten Stickern von Heiligen oder mit Kreuzen geschmückt. “Herr, beschütze diesen Bus und seine Fahrgäste!”, steht in großen bunten Buchstaben über dem Fenster geschrieben. Die Sitze in diesen Bussen sind Kindergrößen angepasst, was die Nicas scheinbar wenig stört, denn sie sitzen häufig zu viert oder zu dritt auf zwei Plätzen, gerne auch mal übereinander. Und wenn man keinen Platz mehr bekommt, dann muss man halt die Fahrt, oft auch mehrere Stunden über, im engen und niedrigen Gang stehen und sich irgendwo etwas zum Festhalten suchen. Das Gepäck passt natürlich nicht immer in die kleinen Fächer über den Sitzen. Da kann es sein, dass zum Beispiel in einer scharfen Kurve ein Koffer aus der Halterungen fällt. Größere Sachen werden auf dem Dach der Busse befestigt. Die Leute transportieren gerne allerhand Sachen per Bus. Sie nehmen zum Beispiel ganze Holzstapel mit, riesige Tontöpfe, aber auch Tiere so wie Hühner oder Schweine. Natürlich wird auch die Busfahrt über laut Musik gehört. Latino Songs mischen sich mit amerikanischen und auch mit sehr alten Charts-Liedern. Alles wild durcheinander und wenn man ein Lied so halbwegs erkennt, dann singt man mit, so wie man es eben gerade versteht. Die Straßen sind hier nicht immer unbedingt im besten Zustand, die Busse sind alt und meistens überfüllt, ca 90 Leute in einem Bus. Das Tempo ist an manchen Steigungen nur ein wenig schneller als zügiges Schritttempo. Leute steigen immer wieder zu oder aus, gerne auch wenn der Bus noch fährt. Ein Mann quetscht sich durch den engen Gang und sammelt von jedem das Geld ein, umgerechnet ungefähr zwei Euro für eine Langstreckenfahrt von zwei Stunden, haben ich und Janek letztes Wochenende gezahlt. Wenn der Bus anhält schreit der Mann laut, wo der Bus hinfährt und dass man schnell zusteigen soll. Er schiebt neue Fahrgäste in den Bus und schreit dann durch den ganzen Bus dem Fahrer zu, er solle weiterfahren. An den “Haltestellen” steigen immer wieder Frauen ein, die Essen oder etwas zu Trinken verkaufen. Gekonnt balancieren sie die gefüllten großen Plastikschüsseln auf ihren Schultern oder Köpfen und schlängeln sich durch den vollen Bus. Wenn er anhält springen sie schnell wieder raus.
Nach zwei Stunden Fahrt kommen ich und Janek dann an unserem Ziel an. Wir sind glücklich, endlich aus dem engen und heißen Bus heraus zu kommen. Aber irgendwie hat es was, so zu reisen und die schöne Landschaft Nicaraguas aus den kleinen Fenstern zu bewundern.

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